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Feuer, Vogelschutz & Banden im Wald

 

 

Schweren Herzens trennten wir uns von dem äußerst lebendigen Drunter und Drüber (und den fantastischen Kletterfelsen) in Badami und sind mittlerweile über Mysore und Wayanad in Munnar gelandet.

 

Wir müssen zwar die Behauptung eines großen weltbekannten Reiseführers: „ohne Mysore hat man Südindien nicht gesehen“ abschwächen, dennoch hat das kleine Städtchen seinen eigenen (nach Badami sehr entspannten) Charme.



Nachdem man stundenlang über die tollen Basare und Markthallen geschlendert ist, kann man dann im Pilgerhotel die Füße hochlegen oder die Akkus mit dem kleinen oder großen all-you-can-eat ;-) Thali wieder aufladen …

 

 

Wayanad - laut Reiseführer das schönste Gebiet Keralas - haben wir uns zwar ebenfalls etwas überwältigender vorgestellt, aber vielleicht mag es auch daran liegen, dass die Zeit der sattesten Grüntöne dort im November ist und wenn man eine Großwildsafari machen möchte fährt man halt am besten direkt nach Afrika, um nicht wie hier die Nadel, bzw. die Tiere im Heuhaufen - ähh Dschungel suchen zu müssen.

 

Trotzdem war es faszinierend wildlebende Elefanten und überdimensionale Eichhörnchen, die kopfüber nur an ihrem Puschelschwanz die Bäume runter hängen beobachten zu können.

 

Unser Ausflug auf den Chembra-Peak (mit 2100 m höchster Berg der Region), brachte uns zwar nicht das ersehnte Gipfelglück, aber bescherte uns dafür eine weitere Indien-Anekdote:

 

Nachdem wir brav unsere Permit bezahlt hatten, eröffnete man uns, dass wir wegen Feuergefahr nicht bis zum Gipfel, sondern nur bis zum ca. 300 Höhenmeter tiefer gelegenen See gehen dürften. Warum die Feuergefahr auf dem Gipfel größer sein sollte, als kurz darunter am Hang konnten wir partu nicht nachvollziehen und spekulierten daher auf den positiven Effekt von etwas Bakschisch (Form des „Trinkgelds“, welches bei uns wohl eher unter Bestechung laufen würde) auf die Motivation unseres Guides - denn ohne den durften wir gar nicht erst losgehen.

 

Dieser erklärte uns dann jedoch, der Grund für den verwehrten Gipfelzugang wäre die Brut seltener Vogelarten, was - wenn man mal davon absieht, dass er in diesem Zusammenhang auch noch irgendwas unverständliches von einem Elefantenpfad auf dem Gipfel murmelte - ja tatsächlich ein guter Grund wäre nicht bis zum Gipfel zu steigen. Gutgläubig und rücksichtsvoll wie wir nun mal sind, strichen wir daraufhin die Gipfelbesteigung von unserer Wunschliste und unser „Tagesausflug - Chembra-Peak-Besteigung“ wandelte sich zu einer 3 stündigen „geführten“ Wanderung über einen Trampelpfad einen Grasshügel hinauf - und wieder herunter.




Zu unserer großen Überraschung konnten einige Einheimische, mit denen wir abends ins Gespräch kamen eine weitere Theorie für die verwehrte Gipfelbesteigung beisteuern und erzählten uns eine ziemlich wilde Geschichte von einer „kommunistischen Bande“ die sich gerade in den Wäldern versteckt hält und extrem gefährlich sei. Warum sich diese Bande als Versteck allerdings die Kuppel eines von allen Seiten gut einsehbaren Grashügels aussuchen sollte war uns dann doch ähnlich schleierhaft, wie die Geschichte mit dem Elefantenpfad und der Feuergefahr ... ;-)

 

 

Ziemlich durchgerüttelt kamen wir dann nach einer zehnstündigen Nachtfahrt mit dem Regionalbus im nebligen und deutlich kühlem Munnar an. Eine Hochebene zwischen Kardamon-, Kaffee- und Teeplantagen, die man sich grüner kaum vorstellen könnte. Nach all den Budget Unterkünften haben wir uns erstmal eine nette Bleibe in einem 97 ha großen Dschungelgrund gesucht.



Die kleinen Häuschen waren gekonnt unauffällig in den Dschungel integriert und selbst das Personal der Anlage schaffte es die meiste Zeit über sich gut getarnt den Blicken und Wünschen der „aufdringlichen Gäste“ zu entziehen ;-).

 

Aufgrund eines 2 tägigen Hartal (ähnlich einem Generalstreik) waren wir nun wirklich einmal zum absoluten nichts tun verdonnert und vertrieben uns die Zeit mit kleineren Spaziergängen durch die Plantagen und ausgiebigem Chai trinken.



 

Nach diesem großartigen Naturerlebnis können wir uns nun auf jeden Fall wieder in den hupenden Trubel der indischen Kleinstädte begeben …