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Vier mal "all-inclusive" bitte ...

 

 

Lange haben wir gegrübelt, ob wir überhaupt nach Kochi fahren sollen bzw. ob wir noch genügend Tage auf unserem Reisekonto haben. Unser ausgeklügeltes "Rückwärts-rechnen-System" ergab da noch etwas Spielraum und so starteten wir mit unseren neu gewonnenen Mitreisedudes (ein "Hallo und hoch die Chai-Tumbler" an Franzi & Roland!) in ein dreimaliges Umsteigeinferno per Lokalbus ins westlich angehauchte und sehr entspannte Fort Cochin.



Nach dem Übersetzten mit der Fähre hatten wir das Gefühl, wir sind dem hupenden, chaotischen und nervenaufreibenden Indien entflohen und in die Café-Kultur Barcelonas eingetaucht. Völlig irritiert waren wir über die fehlenden Rufe "Tuk Tuk, Sightseeing, want a room und Co" der Rikscha Fahrer, die einen sonst in sekundenschnelle nach dem Aussteigen aus dem Bus belagern. Und so suchten wir uns zu viert, inklusive allem Gepäck, in einem (!) Tuk Tuk mit unserem Driver Nauas erstmal ganz entspannt eine schöne Home-stay-Unterkunft. Nauas war ein sehr gut englisch sprechender Fahrer, der sich später noch als essentielle Garküchen-Finde-Hilfe entpuppen sollte. Insgesamt dreimal hielt er genau dann neben uns, als wir gerade planlos durch die Gegend liefen und bot uns mit seiner freundlichen unaufdringlichen Art seine Hilfe an.

 

Der einzige Haken an unserem Café (und Kaffee) Paradies war, dass die enorme Beliebtheit dieses Gebiets eine recht unangenehme Art des Tourismus hervorgebracht hat und so wurden auch wir "Opfer" der Tourimaschinerie "Backwaters".

 

Eine Bootstour durch die Kanalsysteme der Backwaters wird einstimmig als "das must-do" Süd-Indiens angepriesen und das wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Am liebsten wären wir dort selbstorganisiert mit einem kleinen Boot durch die Kanäle geschippert, wo aber leider nicht im entferntesten dran zu denken war und so entschieden wir uns notgedrungen für eines der unzähligen Touri-all-inclusive-Angebote.



Zusammenfassen läßt sich unser Tag leider mit dem Slogan: „Sehr schöne Landschaft - aber miserable Veranstaltung“. Wir hatten uns einfach eine respektvollere Art gewünscht, uns die Arbeits - und Lebensumstände der dort lebenden Menschen näher zu bringen, als einfach wortlos (und ohne Vermittlungsperson) bei ihnen im Vorgarten abgesetzt zu werden. Glücklicherweise war es aber durch die moralische Unterstützung unserer Reisedudes ;-) nicht nur halbes, sondern gevierteltes Leid.

 

Und trotzdem war unser Abstecher nach Kochi mehr als lohnenswert, da uns diese etwas andere Seite Indiens ebenfalls sehr gefallen hat. Einen richtig guten Kaffee (den ersten nach 3 Wochen) während der ersten indischen Bienale im Kashi Art-Cafe zu trinken ist schließlich echt cool - oder wie es „Mr. Planet“ formuliert: voll „new-age“ … ;-)