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Kulturschock - Teil 3


Nach Mumbai (mega dreckig und laut) und Bangkok (mega sauber und ordentlich) mussten wir feststellen das Yangshuo kein bäuerliches Dorf, sondern eine Kleinstadt mit der Neonröhren-Leuchtkraft New Yorks (also: mega bunt und grell) ist. Das passte auch irgendwie besser zu den Chinesen, denen wir auf unserem Weg dorthin begegnet sind. Diese waren nämlich entweder Anzug tragende Business-Reisende, die gleichzeitig mit einem Handy telefonierten, einem anderen Smart-Phone E-Mails lasen und nebenher noch mindestens eine weitere Tätigkeit ausführten oder aber poppig aufgestylten Jugendlichen die aussahen als wären sie geradewegs mit dem Motorrad einem Akira-Comic entsprungen …

 

Glücklicherweise hat sich unser Bild von China mittlerweile etwas gerade gerückt. Schon bei den ersten Fahrradtouren zu den Kletterfelsen rund um die Stadt kamen wir schnell in eher ländliche Bereiche und lernten dort eine weitere Seite Chinas kennen. Gegensätzlicher hätte es mal wieder fast nicht sein können - während sich das Straßenbild in der Stadt kaum von dem unterscheidet, welches wir aus Europa kennen, fühlt man sich 10 km außerhalb bereits mit der Zeitmaschine um 100 Jahre in die Vergangenheit versetzt.

 

Abgesehen davon, dass man an Feiertagen und Wochenenden wirklich vor lauter Chinesen China nicht mehr sehen kann, erlebten wir China bis jetzt ganz anders, als es uns vorher angekündigt wurde. Das Essen sollte eher mäßig sein und vor allem zu fast 100 % aus Fleisch bestehen - ist aber fantastisch und frisches Gemüse mit Reis oder Nudeln, Suppen und Obst lassen sich an jeder Straßenecke erwerben. Und die Chinesen sollten ja eher unfreundlich und  mürrisch sein und vor allem genau gar kein Englisch sprechen oder verstehen - bis jetzt waren jedoch alle, mit denen wir in Kontakt kamen (Englisch sprechend oder nicht) freundlich, offen und hilfsbereit. O.K. … wir sind zugegebener Weise gerade in einem eher touristisch geübten Ort in China, aber die Beliebtheit als Ausflugs - oder Reiseziel ist ja bekanntermaßen noch kein Garant für die Freundlichkeit der Bewohner.




Vang Vieng sollte ja laut Reiseführer das „Yangshuo Laos“ sein - zugegen, beides sind kleine Orte umhüllt von Karstbergformationen, aber (ohne Vang Viengs Landschaft klein reden zu wollen) die Umgebung von Yangshuo übertrifft alle unsere Vorstellungen und die unzähligen Bergkuppen, die sich rings herum bis zum Horizont erstrecken wirken unbeschreiblich beeindruckend und mystisch.


 

Der "Moonhill". 800 Stufen führen nach oben.

 

Ein Trampelpfad durchs Dickicht allerdings auch, wenn man keinen Eintritt zahlen möchte ...

 


Am Moonhill begann vor ca. 20 Jahren die Geschichte des Sportkletterns in Yangshuo und mittlerweile gehört das Gebiet zu einem der Top-Klettergebiete Asiens. Der Amerikaner Todd Skinner sah President Nixon bei einer Fernsehübertragung, während eines Chinabesuchs vor Moonhill stehen und dachte sich sofort: „ … da muß ich klettern!“ Gesagt, getan - und mittlerweile haben es ihm viele nachgemacht. Immer wieder kommen Kletterer aus der ganzen Welt nach Yangshuo, um neue Gebiete zu erschließen oder einfach nur Tag ein, Tag aus zu klettern und die Atmosphäre der Klettercommunity mit zu erleben.


 

 

Kein Asiate läßt sich fotographieren, ohne zwei Finger abzuspreizen - warum auch immer?!

 

Wir machen´s einfach mal nach!

 


Zum Glück haben wir uns in der besten Adresse für Yangshuo-Neulinge, dem „Climbers Inn“ niedergelassen. Die Betreiberin Lilly, die ebenfalls klettert, versorgte uns in Windeseile mit den wichtigsten Informationen, besorgte uns Leihfahrräder und organisiert mindestens einmal wöchentlich ein „Special Dinner“ in einem der zahlreichen Restaurants, die ein beliebter Treffpunkt für alle Kletterer Yangshuos sind. Auf diese Weise dauert es wirklich nicht lange, bis man Kontakt zu anderen Kletterern gefunden und alles überlebenswichtige - regensichere Kletterspots, Treffpunkte, Bars, bestes, reichhaltigstes und billigstes Abendessen, etc. - erfahren hat.

 

Heute ist unser erster Ruhetag nach einer Woche klettern, da wir von der überwältigenden Kletterei (meist technische Wandkletterei) nicht genug bekommen können und wir können es kaum erwarten wieder zu unserer allmorgendlichen Fahrradtour zu einem der Felsen aufzubrechen.

 

 

… in diesem Sinne: Reload and keep on climbing!