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women xi huan lü xing he pan yan*

Die letzten Tage in Long Dong dachten wir oft daran, dass der Abschied aus Taiwan naht und uns die Wettervorhersage für unsere  letzten Tage leider nur Regen verspricht … Wie gerne hätten wir doch diese Zeit gemeinsam mit unseren Freunden und den anderen Kletterern zum runden Abschluss am Fels verbracht. So hatten wir zwar vielleicht etwas Wetterpech, aber nicht zu Letzt bescherte uns der anhaltende Regen auch das Glück, noch einmal besonders viel Zeit mit unseren taiwanesischen Freunden verbringen zu können und einen noch viel schöneren Abschied zu erleben, wie wir uns hätten vorstellen können!




Maurice, Ofelia, Jingzu und A-Lang hatten sich den Freitag extra für uns frei genommen und überraschten uns übers Wochenende mit einem Ausflug an die Ostküste Taiwans.

 

Wir fuhren u.a. nach Héping (was so viel bedeutet wie „Frieden“) zum sog. „Elefantenrüssel-Tunnel“, besichtigten die Taroko-Schlucht in der Nähe von Hualien und hielten in regelmäßigen Abständen an ausgesuchten Eisdielen oder kleinen lokalen Restaurants, um unsere Energiespeicher wieder auf zu füllen. Da wir gerade mit diesen Vieren die meiste Zeit in Taiwan verbracht haben, haben wir uns riesig darüber gefreut und es machte diesen Ausflug zu etwas ganz Besonderem für uns.  Zumal gerade A-Lang (so wurde es uns erzählt) sich sonst sehr schüchtern und zurückhaltend gegenüber Westlern verhält. Was genau genommen heißt, dass er an Kontakt zu „Westlern“ normaler Weise nicht das geringste Interesse zeigt - vielleicht zum Teil auch deshalb, weil er selbst kein Englisch spricht und die Kommunikation so ohne Chinesisch-Kenntnisse doch etwas schwierig ist. Uns gegenüber verhielt er sich jedoch so freundschaftlich, dass bei den anderen Taiwanesen zum Teil schon darüber „getuschelt wurde“, dass A-Lang so viel mit uns „Weißbroten“ unternimmt ...



 

 

O.k. - Quizfrage:

"Wie heißt dieser Tunnel ?"

 


Als wir Ende Januar aus Laos wegfuhren und Ben und Ton Ton ankündigten, dass wir uns vielleicht im April in Yangshuo wiedersehen würden, waren wir tief gerührt als Ben erwiderte: „Ihr müsst auf jeden Fall wieder kommen - ihr habt so viele Freunde dort!“. Tatsächlich fühlen wir uns in Yangshuo mittlerweile in gewisser Weise zu Hause und mit einigen Menschen dort verbindet uns mittlerweile deutlich mehr als nur eine flüchtige Reisebekanntschaft … und doch hatten wir in Taiwan auf eine ganz besondere Art noch einmal mehr das Gefühl (wirklich) Freunde gefunden zu haben.

 

 

Von Taiwan aus ging es ein zweites Mal in die C.O.S.F. (City of shity Food = Hong Kong), um unser China-Visum zu beantragen. Wir waren zwar hoch motiviert Hong Kong eine zweite Chance zu geben, fanden aber leider nicht den geringsten Anlass unsere Meinung vom Oktober letzten Jahres zu revidieren. Die Stadt ist teuer, hektisch, überfüllt und da wirklich jeder beim Gehen auf seinem Mobilgerät rumspielt, kommt man noch viel viel schlechter vorwärts, als nötig. Zudem hat die Stadt weder besonders viel authentisch Chinesisches, noch einen besonders sympathischen multikulturellen Flair, da die meisten Nicht-Asiaten die dort das Straßenbild prägen, in die Schublade „Aufstrebender Angestellter eines internationalen Großkonzerns, der in seiner Freizeit gerne mit bunten Cocktails vor teuren Bars steht und sich über Aktienkurse unterhält“ passen.

Was im Gesamtgefühl übrig bleibt, ist daher eher eine Art Börsen-Atmosphäre als urbanes Lebensgefühl. Und da wir aus einem Reflex heraus die Frage einer einheimischen Kletterin, ob wir denn das Essen in HK mögen ehrlich beantworteten, wollte sie uns nach dem klettern unbedingt noch ein Restaurant mit gutem lokalem Essen zeigen. Leider wurden wir jedoch auch hier enttäuscht und so blieb als einziges Highlight das Wiedersehen mit „Hong-Kong-Will“, den wir im Oktober in Yangshuo kennengelernt hatten und den man kurz vorher aus Australien rausgeschmissen hatte, weil ihm unterstellt wurde dort unerlaubter Weise zu arbeiten.

 

Mit Will verbrachten wir zwei fantastische Tage, gingen tagsüber klettern, kochten abends gemeinsam und tauschten mögliche Pläne für weitere Reisen und Wiedersehen aus. Und da dieses Mal mit dem Visum zum Glück alles wie am Schnürchen lief und es in Hong Kong keine unerwarteten Feiertage gab, düsten wir „schon“ drei Tage später mit dem Nachtbus in unser geliebtes Yangshuo.


 

 

Am Bahnhof von

Mc Shenzhen ...

 


Nachdem wir dort morgens früh am Busbahnhof rausgeschmissen wurden, entschieden wir uns, noch bevor wir unser Appartement aufsuchten, unseren Lieblings-Frühstücksplatz zu besuchen, um uns erstmal mit leckerer heißer Sojamilch, Hefebollen, Nudeln und Reisporridge zu stärken und von unserer Motorrad-Fahrt ins "Zentrum" zu erholen. Leider haben wir dabei verpasst ein Foto von dem Motorrad-Fahrer, uns und unseren jeweils zwei großen und zwei kleineren Rucksäcken zu machen.

 

Vom ersten Moment an, haben wir uns wieder pudelwohl in unserem zweiten Zuhause gefühlt, wobei wir direkt eine deutliche Veränderung des Stadtbildes wahrnahmen. Viele der Baustellen von letztem Jahr sind fast oder bereits abgeschlossen und man erahnt, in welche Richtung all die Baumaßnahmen gehen. Einige der Veränderungen verschönern zwar sichtlich das Stadtbild, andere wiederum passen sich aber auf eine eher unangenehme Art in ihrer Infrastruktur eng dem enorm gestiegenen Tourismusansturm an und es verschwinden immer mehr der kleinen, langjährig von Einheimischen geführten Unterkünfte, Lokale und Geschäfte. Auch lassen Plakate von geplanten Einkaufs- und Vergnügungszentren außerhalb des Stadtkerns erahnen, dass sicherlich viele alte Dörfchen, die an Yangshuo angrenzen bald weichen müssen und was für eine Art von Tourismus hier erwartet und geplant wird.


 

 


 

 

... noch kann man sein  Fahrrad an Orten wie diesen reparieren lassen.

 

(z.B. dann wenn, wie bei Ansgar beim Fahren bergrunter auf einer der Buckelpisten einfach mal die Vorderachse durchbricht ...)

 


Auf Grund großen Wetterglücks (endlich!) haben wir uns natürlich direkt unserer Kletterleidenschaft gewidmet und festgestellt, dass es ein neues und (im vergleich zum vorherigen) fast doppelt so dickes Guidebook gibt. Die Umstellung von eher technischer Wandkletterei an vertikalem Sandstein mit extrem viel Reibung zurück auf teilweise sehr polierte, oft überhängende Kalkwände ist uns zwar nicht leichtgefallen, aber nach einigen Tagen eingrooven sind wir wieder extrem motiviert, unsere Kraft und Ausdauer (brauchten wir in Taiwan eher nicht so viel) wieder aufzubauen.

 

Ziemlich traurig mussten wir jedoch erfahren, dass einer der bekanntesten Klettersektoren, der Moonhill  „vorübergehend“ geschlossen ist. Was hier vorübergehend heißt, dürfte wohl jedem klar sein …


 

 

Der legendäre Moonhill (2013)

 


Zu unserer Freude haben wir viele Kletterer und Freunde, die wir bereits von vorherigen Reisen nach Yangshuo kennen, wieder getroffen und auch unsere Freundin Bao aus Taiwan ist momentan hier.

 

Da wir nun zusammengerechnet schon fast ein halbes Jahr in China verbracht haben und uns eben auch viele Chinesen ans Herz gewachsen sind, haben wir kurzerhand beschlossen, chinesisch zu lernen.

Gleich geht’s zu unserer fünften Privatstunde und wir sind schon gespannt, was wir dieses mal lernen werden. Chinesisch lernen ist ein großes Abenteuer und lässt unsere Köpfe ganz schön qualmen, macht aber extrem viel Spaß. Die große Herausforderung besteht unter anderem darin, sich nicht nur an die richtigen Vokabeln, sondern auch an die richtige Aussprache und Betonung zu erinnern (und das dann auch noch hin zu bekommen!)

 

Wenn man allerdings das erste Mal auf dem Markt oder im Geschäft in ganzen Sätzen bestellt, verstanden wird und das Lachen der Kassiererin erntet ist man anschließend extrem stolz!


 

 

Open Project:

"let´s speak mandarin"

ca. 8c+/9a

 

(Kleiner Witz für die Kletterer)


Vor ein paar Tagen wollten wir auf dem Weg nach Hause ein paar Dampfbrötchen als Snack kaufen und gingen dafür zum Markt, der zwar etwas teurer als der Platz ist, wo wir diese normalerweise kaufen, dafür aber in unmittelbarer Nähe zu unserer Wohnung liegt. Ansgar bestellte dort dieses Mal auf Chinesisch und zu seiner Überraschung bezahlte er anschließend weniger als sonst. Als wir diese Geschichte unserer Lehrerin erzählten, musste sie ein wenig lachen und bestätigte, dass sogar sie an manchen Orten unterschiedlich viel bezahlt, je nachdem, ob sie Mandarin, oder den lokalen Dialekt spricht.

Manchmal gibt es wohl offensichtlich verschiedene Preise für Nicht-Chinesen, für Nicht-Chinesen - die aber Chinesisch sprechen, für Chinesen - die nicht aus Yangshuo kommen und für einheimische Chinesen.

 

Herrje ... ob die sich das immer alles merken können?

 

Und als wir gerade eben wieder Obst kaufen waren - auf Chinesisch natürlich - tauschte der Verkäufer noch schnell eine Frucht aus, da er an der von uns ausgesuchten eine matschige Stelle entdeckt hatte … das ist uns vorher wirklich noch nie passiert!

 

 

In ca. einer Woche werden wir in Richtung Yunnan-Provinz weiter ziehen.

Mal schauen ob wir dort auch noch verstanden werden ...



*= Wir lieben es zu reisen und zu klettern!