Wo liegt denn eigentlich dieses Panama?

 

 

„ … der Bär erzählt seinem Freund Tiger phantasievoll, dass Panama ein Ort sei, wo alles besser, größer und schöner als Zuhause sein soll und dass sie nun in dieses Land reisen sollen. Am nächsten Tag machen sich die beiden mit einem Kochtopf, einer Fischerrute, einem Hut und der Tigerente auf den Weg nach Panama. Zuerst fertigen sie aus der Kiste einen Wegweiser und gehen in die gezeigte Richtung. Während ihrer Reise treffen sie auf die verschiedensten Tiere. Die meisten wissen nicht wo Panama ist, und einige geben ihnen falsche Richtungsangaben. Die beiden Freunde laufen durch diese Angaben im Kreis herum und kommen schließlich wieder in ihrem alten Zuhause an. Da in der Zwischenzeit ihr Haus durch die Witterung angegriffen worden ist, sowie die Bäume und Sträucher gewachsen sind und die Brücke nicht mehr vollständig intakt war, ist ihnen nicht bewusst, dass sie wieder in ihrem ursprünglichen Zuhause angekommen sind. Sie finden auf dem Boden vor ihrem Haus den Wegweiser mit der Aufschrift „Panama“ und glauben deshalb, dass sie tatsächlich an ihrem Ziel angekommen seien. Sie reparieren das Haus und sind glücklich, endlich im Land ihrer Träume zu sein“ - Janosch

 

 

Zehn Monate lang waren wir auf Entdeckungsreise und haben dabei viele verschiedene Nationen, Kulturen, Menschen, Verhaltensweisen erlebt, kennengelernt,  an uns ran gelassen - aber auch kritisch gesehen, abgestoßen und hinterfragt. Wir haben Berge, Strände, Wüsten, Oasen, Wälder, Klettergebiete, Speisen, Getränke, Verkehrsmittel gesehen, ausprobiert, genossen, aufgesogen und auf uns wirken lassen.

 

Dabei haben wir viel geschmunzelt, herzhaft gelacht, manchmal gezweifelt oder geweint, haben Freunde gefunden, gefeiert, vermisst, vertraut, tausende Gespräche geführt, gestaunt, waren überwältigt, geduldig, von Situationen gestresst, spontan, sprachlos, begeistert, ratlos, zielstrebig, orientierungslos, hin und her gerissen, aber auch verärgert, verzweifelt, haben verzichtet und unendlich viel gewonnen.

Wir haben geklettert was das Zeug hält, sind gewandert, geplanscht, geradelt, haben gekocht und gebacken, Wege gesucht, uns verlaufen und unser Ziel gefunden - aber wir haben auch viel gelesen, uns belesen, gelernt und begriffen. Alles was wir dazu brauchten (und uns zur Verfügung stand) war in unseren Rucksäcken und unsere nicht enden wollenden Abenteuerlust und Neugierde.

 

Unsere größten Herausforderungen während dieser Zeit waren meistens sprachlichen Hindernissen geschuldet. In China beispielsweise spricht kaum jemand englisch und so ist es umso schwerer seine Bedürfnisse auszudrücken oder verständlich zu machen. Das fängt bei lapidaren Dingen, wie der Essenbestellung an und kann es unmöglich erscheinen lassen ein Bus- und Zugtickets an den richtigen Ort zu kaufen, heraus zubekommen, an welchem Ort der Bus überhaupt abfährt, wo die Toilette ist (Nein - auch das versteht auf Englisch zu 98% kein Chinese) … und es kann ganz schön lustig sein, wenn man solche Dinge kulturübergreifend verständlich pantomimisch erklären muss! ;-)

 

Nachdem wir etwas Chinesisch gelernt hatten, öffnete sich uns ein ganz neuer Reise- und Erlebenshorizont. Wir bekamen tatsächlich das Essen, was wir wollten (meistens jedenfalls), Dinge, die wir auf dem Markt kauften, wurden plötzlich preiswerter, wir ernteten noch mehr Neugierde von der lokalen Bevölkerung und ganz oft viel Freude und Begeisterung über unsere paar Sprachbrocken …

 

Natürlich öffnet einem das Erlernen der, in dem jeweiligen Land gesprochenen Sprache, viele Türen und gibt einem einen viel tieferen Einblick in den Alltag und die Kultur der dort lebenden Menschen, doch leider ist dies ja nicht für alle Reiseländer möglich. Hallo, Tschüss, Lecker und Danke hatten wir nach einigen Tagen zwar meistens drauf, aber mehr war oft einfach in Anbetracht der Zeit (und der Schwierigkeit der jeweiligen Sprache) nicht möglich. Doch auch ein Land ohne jegliche Sprachkenntnisse zu bereisen und die unglaubliche Hilfsbereitschaft zu spüren - und zu erleben, dass die Menschen sich verantwortlich für dich fühlen und dich nicht allein im Regen stehen lassen, ist eine unglaubliche Erfahrung.

 

Die Zeit, die sich die Menschen für uns genommen haben und die Geduld uns gegenüber war oft herzerwärmend und manchmal auch sehr bewegend und zum Nachdenken anregend … Manches davon erlebt man aber vielleicht auch nur, wenn man nicht die gleiche Sprache spricht und wirklich hilflos ist. Köche, die uns einfach mit in die Küche genommen haben, damit wir auf die Dinge zeigen konnten, die wir gerne hätten (oder eben auch nicht!), eine Frau, die ihren Laden kurz zu machte, um Saskia zur öffentlichen Toilette zu führen, da sie die Wegbeschreibung ja nicht verstand, Ortskundige, die im Bus oder Zug aufpassen, dass man wirklich an der richtigen Haltestelle aussteigt, die Locals, die unbedingt mit Ansgar einen Schnaps trinken wollten, um mit Händen und Füssen aus ihrem Leben zu erzählen, ein Mann, der sein Auto holen ging und uns in unsere fast 20 km weit entfernte Unterkunft  brachte, weil kein Bus mehr fuhr (das war übrigens unser „Heiligabend-Geschenk“ und hat uns zutiefst gerührt!) … Wir haben in den letzten zehn Monaten so wahnsinnig viel Hilfe, Gastfreundschaftlichkeit und Freundschaft erfahren - Erinnerungen, an die wir täglich voller Freude zurück denken!

 

 

Und auch wenn es auf den ersten Blick manchmal scheint, als könnten manche Kulturen nicht verschiedener sein, unterscheiden sich bei genauem betrachten die Menschen doch meist kaum voneinander. Werte wie Familie, Liebe, Freundschaft, Hilfsbereitschaft, und vieles mehr gibt es auf der ganzen Welt - zwar in kulturell bedingter unterschiedlicher Ausprägung, aber sie verbinden uns doch trotzdem alle irgendwie - egal wo her wir kommen.

 

An den meisten Orten, die wir gesehen und besucht haben - manche nur kurz, manche jedoch für Wochen oder Monate - haben wir größere oder kleinere Stücke Panamas gefunden und gerade zu unserer „großen Liebe“  China verbindet uns mittlerweile eine große emotionale Vertrautheit. Natürlich haben wir zwar das große Glück, zusammen reisen zu können und so automatisch schon das größte Stück „zu Hause“ an unserer Seite zu haben - aber es sind doch trotzdem immer die Emotionen, Erinnerungen und Vorfreuden, die wir fühlen, wenn wir an einen Ort denken, die diesen Platz besonders werden lassen und dafür sorgen, dass wir uns dort wirklich zu Hause fühlen können. Und genauso wie wir mit China, Thailand, Laos, Taiwan, Myanmar und Indien ohne all die tollen Menschen und unsere Erlebnisse dort nicht dasselbe verbinden würden, wären Gerderhahn, Leverkusen und Köln ohne unsere Familien, Freunde, (ehemalige) Wohnung und all unsere Erinnerungen an Schule, Arbeitsstellen, Freizeit, Feste, Prüfungen, gute und schlechte Zeiten nicht die Art von zu Hause, die sie jetzt sind.

 

Und schon in wenigen Stunden sitzen wir - überquellend  mit Eindrücken, Ideen, Erinnerungen und Plänen - im Flugzeug nach Hause und freuen uns schon riesig auf euch!



 

... aber wir sind auch sehr gespannt und neugierig, an welchem Ort wir eines Tages "unser" altes Holzschild mit der Aufschrift „Panama“ finden werden ... ;-)