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Von Süd nach Nord und wieder Retour …

War uns doch klar, dass während unserer Zeit in Bosnien eher das Reisen und Erleben einer neuen Kulturregion im Vordergrund stehen würde, ruhte die geballte Hoffnung bzgl. unserer Sportkletterambitionen voll und ganz auf Kroatien.

 

Dort angekommen fuhren wir als erstes nach Hvar. Eine idyllische Insel südlich von Omis, auf der es eine kleine Bucht mit sowohl ost- wie auch mit westseitig ausgerichteten Kletterfelsen gibt, und die uns daher als idealer Ort für ein paar entspannte Klettertage erschien. Morgens in der Westwand, ab dem Nachmittag in der Ostwand klettern und an den Ruhetagen die Zeit am Strand der kleinen Bucht verbummeln … das klang unserer Meinung nach, nach einem perfekten Plan!

 

So gut der Plan - so schwierig gestaltete sich die Umsetzung. Die Westwand war aufgrund der Feuchtigkeit, die des Nachts landeinwärts zog in der Regel bis zum späten Mittag zu feucht zum Klettern und in der Ostwand hielt sich dagegen die Sonne unbarmherzig bis zum frühen Nachmittag. So blieben uns schliesslich nur die wenigen Nachmittagsstunden um bei erträglichen Bedingungen (*) zu klettern, aber immerhin das "Restday-Programm" liess sich wie geplant umsetzen.



Nachdem wir seit Sarajevo die meiste Zeit von einer Freundin aus Dresden mit ihren beiden Kindern begleitet wurden und sich unsere Wege zudem mal wieder mit denen von Armin und Zoe (die wir am Tag unserer Ankunft auf dem Vrbas Camp kennengelernt hatten) gekreuzt hatten, ging es - nach einer leider nicht ganz so aktiven aber dafür sehr geselligen Zeit - von Hvar aus weiter nach Omis, wo wir uns wiederrum mit guten Freunden aus der Schweiz treffen wollten, um die nächsten Wochen gemeinsam an Kroatiens Küste entlang kletternd nach Norden zu ziehen.




Während wir dort ebenfalls zuerst traumhaftes Wetter hatten (und die Klettersektoren dort zudem ausreichend Schatten spendeten) verbrachten wir einige herrliche Tage in den verschiedenen gut erreichbaren Sektoren nahe dem historischen Stadtkern. Doch schon bald wurde die Wetterlage leider von einem anhaltenden Tiefdruckgebiet mit Gewittern und zum Teil heftigstem Regen bestimmt. Das Wetter war zwar nicht an allen Tagen so schlecht wie vorhergesagt, blieb aber sehr unbeständig und selbst wenn es gerade mal nicht regnete standen wir immer häufiger vor nassen und somit nicht kletterbaren Felswänden.


 

 

Schlechtes Wetter macht erfinderich - und leicht überhängende Kletterfelsen

direkt an der Strasse haben in diesem Fall einen deutlichen Vorteil ...


In den folgenden 1,5 Wochen arbeiteten wir uns daher schrittweise landeinwärts nach Norden und schliesslich in Istrien wieder zurück an die Küste - stehts in der Hoffnung, dass die Wolken endlich leer geregnet sind und wir zudem ein Klettergebiet finden würden, dass genug Auswahl an schönen Routen bieten würde, um endlich einmal länger als nur ein paar Tage an einem Ort verweilen zu können.

 

Die fortwährende Enttäuschung über das anhaltend schlechte Wetter und die zudem bestenfalls mässig interessanten Klettergebiete wurde glücklicherweise durch einige lohnenswerte "Sightseeing-Ausflüge" etwas abgemildert.



So hatten wir z.B. die verwunschene Natur des Krka-Nationalparks beinahe für uns alleine, anstatt wie in den Sommermonaten üblich, von regelrechten Besuchermassen die engen Holzstege entlang geschoben zu werden und auch Zadar und die Meeresorgel waren einen Abstecher dorthin absolut wert. Wie nicht anders zu erwarten, verhinderten die aufziehenden Gewitterwolken zwar einen romantischen Tagesabschluss bei Sonnenuntergang an der Hafenpromenade (laut Alfred Hitchcock übrigens der schönste Sonnenuntergang der Welt), die Klänge der Meeresorgel wurden dadurch aber nicht weniger beeindruckend.


 

 

Keine guten

Voraussetzungen für

einen romantischen Sonnenuntergang.


In Istrien angekommen standen wir leider im Wesentlichen immer noch den gleichen Problemen gegenüber, wie an all den anderen Orten, seit wir Omis verlassen hatten - und es war in keinerlei Hinsicht mit Besserung zu rechen.

 

So begannen wir erneut nach Alternativen zu suchen und kamen schliesslich auf eine Idee zurück, die uns schon seit Beginn der Schlechtwetterperiode gedanklich begleitet hatte …

 

Leonidio in Griechenland!

 

Deutlich weiter südlich gelegen versprach das Wetter-App dort strahlenden Sonnenschein und als Kletterdestination wurde es uns schon mehr als nur einmal vollen Lobes empfohlen. Das einzige Problem war, dass es für uns eine insgesamt ca. 20 stündige Autofahrt und das vorzeitige Ende unserer gemeinsamen Zeit mit unseren Freunden bedeuten würde.



So überlegten wir hin und her, konnten uns nicht entscheiden, holten noch ein paar Informationen ein, warfen eine Münze - waren von der Entscheidung der Münze aber nicht überzeugt, überlegten erneut und gaben uns schliesslich einen Ruck.

 

Wir würden nach Leonidio fahren, immerhin hatten wir (von Bern aus gerechnet) ja schon fast die Hälfte der Strecke hinter uns!

 

Ein wenig traurig über das abrupte Ende unseres gemeinsamen Roadtrips sassen wir dann einen starken Kaffee später im Auto und fuhren los. Husch und Fabi über Finale Ligure in Richtung Heimat und wir wieder an der Küste entlang Richtung Süden ...


 

 

So schnell lassen wir uns die gute Laune vom Schlechten Wetter nicht verderben!


Schlussendlich war es wohl einfach Pech, dass uns an der sonst so sonnenverwöhnten Adriaküste das schlechte Wetter so lange das "Kletterleben" zusätzlich schwer gemacht hatte.

 

 

Die Schönheit der Landschaft, insbesondere die kleinen Buchten und das glasklare Wasser machen Kroatien (zumindest für "Wasserratten") sicherlich zu einem sehr lohnenden Reiseziel - von Kroatien als oftmals angepriesenes Traumziel für einen ausgiebigen Klettertrip, waren wir jedoch leider enttäuscht …





* Kletterer sind, vor allem was die Wetter- und Felsbedingungen angeht,

   häufig höchst sensible (und zuweilen schon fast "besessene") Wesen.

 

Daher ist es an den meisten Klettertagen - natürlich abhängig vom jeweiligen Wohlfühlbereich - vielen Kletterern entweder zu heiss, zu kalt, zu feucht oder zu windig für die optimale Kletterperformance. Sollte doch einmal alles passen, herrschen "Sending-Conditions", bzw. "Angriffsbedingungen" (also optimale Bedingungen, um das jeweilige Projekt abzuhaken) …